Dom Guéranger
Einführung in das liturgische Jahr, S. 11
In dieser Welt lebt der Heilige Geist in der Kirche. Er ist auf die versammelten Menschen herabgekommen in Form eines heftigen Brausens und erschien ihnen unter dem Zeichen feuriger Zungen. Seit jenem Tag hat er seine Wohnung bei seiner glücklichen Braut. Er ist der Ursprung aller ihrer Aktivitäten; er gibt ihr ihre Bitten, ihre Wünsche, ihre Lobgesänge, ihren Enthusiasmus, ihr Seufzen ein. Daher schweigt die Kirche seit mehr als achtzehn Jahrhunderten nicht, weder bei Tag noch bei Nacht. Ihre Stimme ist stets melodisch, ihre Worte gelangen direkt in das Herz der Menschen.
Ein Mal entnimmt die Kirche unter dem Einfluss dieses selben Geistes, der auch die Psalmisten und die Propheten inspirierte, das Thema ihrer Gesänge dem Alten Bund, ein anderes Mal stimmt sie als Tochter und Schwester der Apostel ihre Lobgesänge aus den Büchern des neuen Bundes an; wieder ein anderes Mal erinnert sie sich, dass auch sie Trompete und Harfe erhalten hat, und huldigt dem Geist, der sie belebt, indem sie ihrerseits „Gott ein neues Lied singt“ (Ps 143,9). Aus diesen drei Quellen stammt das göttliche Element, das wir als Liturgie bezeichnen.